Nach Neubrandenburg gegurkt - Resümee über NB (Teil 1 von 2)

Nach Neubrandenburg gegurkt -

Resümee über NB (Teil 1 von 2)

Niegenbramborg, die 4-Tore-Stadt oder zu Neudeutsch: „New Burning Castle“ - Neubrandenburg (NB) hat viele Namen. Mehr als eine halbe Dekade habe ich in meiner damaligen „Wunschheimat“ verbracht und ich erinnere mich gern zurück. Eine 63.000-Seelen-Stadt, deren Einwohnerzahl stetig schrumpft, einige soziale Problemviertel hat und kaum ein Schwein außerhalb von Mecklenburg-Vorpommern kennt. Dennoch ist NB meine alte Liebe. Wie es ist, als Neuling in diese Stadt zu kommen und die Kultur dort zu erleben, erfahrt ihr hier! Viel Spaß! ✌   

Neubrandenburg - Nein, das ist nicht bei Berlin!

Die Einwohner in Neubrandenburg können ein Lied davon singen. Immer dann, wenn Neubrandenburger irgendwo in Deutschland unterwegs sind und sagen, wo sie herkommen, passiert dasselbe. Die Leute können mit dem Ort nichts anfangen und glauben, dass Neubrandenburg irgendwo im ähnlich klingenden Bundesland Brandenburg liegen muss. FALSCH! Deshalb gibt es gleich zu Beginn ein bisschen Nachhilfe in Geografie von mir: Neubrandenburg ist die drittgrößte Stadt Mecklenburg-Vorpommerns und befindet sich im Landkreis Mecklenburgischen Seenplatte, MERKEN! ☝

Wer weiterhin meint, Neubrandenburg im Bundesland Brandenburg zu suchen, der soll das tun. Dann möge derjenige dann bitte auch so lange weitersuchen, bis er das Brandenburger Tor gefunden hat! Und jetzt eine geile Überleitung: Neubrandenburg ist die Stadt der vier Tore 🥳

(manchmal feiere ich mich selbst und weiß nicht, warum🙈). Im Gegensatz zu Berlin hat NB nämlich vier weltberühmte Stadttore, die die Touristen von nah und fern anlocken … okay, jetzt muss ich selbst lachen!🤣

Im Stadtkern stehen aber wirklich vier beeindruckende Stadttore, die für alle Liebhaber der Backsteingotik auf der Checkliste der Sehenswürdigkeiten nicht fehlen dürfen! 

Foto vom Marktplatz in Neubrandenburg bei Nacht (Blickrichtung HKB-Turm)
(Quelle: ein regionaler Künstler aus Neubrandenburg 😉)

Meine ersten Eindrücke in MV und in Neubrandenburg 

„Mecklenburg-Vorpommern, unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2011. Dies sind die Abenteuer von Nils, der mit seiner 3 Mann starken Besatzung 5 Jahre lang unterwegs ist, um neue Welten zu erforschen, neues Leben und neue Zivilisationen.”😎

Star-Trek-Fans werden mich für diese Parodie jetzt verprügeln. Doch passender kann ich meine ersten Eindrücke über Mecklenburg-Vorpommern wirklich nicht beschreiben. 2011 habe ich das erste Mal mecklenburgischen Boden betreten. Tatsächlich habe ich es erst im Alter von 22 Jahren das erste Mal in den Nordosten Deutschlands geschafft. Schon kurios, wenn man bedenkt, dass dieses Bundesland jährlich von meinen sächsischen Landsleuten überrollt wird. 😅

Ich weiß noch genau, wie ich damals das Willkommensschild von Mecklenburg-Vorpommern auf der A20 sah. Ich schaute mich aus dem Auto heraus etwas um und erblickte: … nichts, absolut nichts! Oder anders gesagt: „unendliche Weiten“. Eine leere Autobahn inmitten von Feldern und weit und breit keine Spur von Industrie, Großstadtlärm oder überhaupt eine Form von „Leben“. Gut, dadurch, dass ich erst ganz Brandenburg passieren musste, war der Anblick nicht neu. Lediglich die Kirchenspitzen der Dörfer, die ich ab und zu aus der Ferne sah, ließ vermuten, dass eine Form von Zivilisation in der Uckermark existieren muss.👽

Typische „Leere“ auf der A20 bei Neubrandenburg

Übrigens, wer ein Tempolimit auf deutschen Autobahnen befürwortet, der soll erstmal die komplette A20 außerhalb der Urlaubszeit befahren.☝

Nur wer es schafft, als einziges Fahrzeug auf der Autobahn mitten im Nichts stets nie schneller als 130 Km/h zu fahren, der darf weiterhin zu seiner Meinung stehen! Diese Stille muss dein Kopf erst mal aushalten! Heute genieße ich diese Stille auf der schönsten Autobahn Deutschlands.😉 Es sei denn, die Urlauber kommen, dann ist es mit der Ruhe vorbei.😅

Weiter geht’s im Kontext: Eine „3 Mann starke Besatzung“ ist jetzt auch nicht ganz korrekt. Um ehrlich zu sein, waren meine Reisebegleiter meine damalige Freundin und ein Kater. Möge Gott sie beide selig haben … also, die Freundin ist nur für mich gestorben, aber der Kater ist wirklich tot. Der Kater war echt toll.😼

Tatsächlich war ich (wie bei Star Trek) 5 Jahre im Weltall in Neubrandenburg. Okay, um genau zu sein hat mein Studium 5,5 Jahre gedauert. ABER: Ich habe zumindest mein Bachelor-Studium in der Regelstudienzeit geschafft. 💪

Zur Erklärung für alle die, die in einer Großstadt studieren: Die Regelstudienzeit ist kein Märchen, sie existiert wirklich! Um das zu realisieren, hättet ihr aber mal nicht dem Mainstream hinterherrennen dürfen, sondern Hochschulstädte wie Neubrandenburg entdecken müssen! 😉 

Zum Schluss noch das Ding mit den „neuen Welten“ und den „neuen Zivilisationen“ … Ja, ich kann es bestätigen. Zwischen Berlin und der Ostsee leben tatsächlich Menschen! 😁    

Das Hochschulleben in Neubrandenburg

Als Student lebt man ja meist in seiner eigenen Welt. Naheliegend ist es, dass man viel Zeit mit Kommilitonen in einer WG oder im Wohnheim verbringt. Bei mir war das nur teilweise so. Schuld daran war meine Wohnung in Neubrandenburg. Die lag nämlich ziemlich weit abseits des Studienlebens in Monckeshof. Den Stadtteil Monckeshof, oder "Monkey Town", wie die NB-Insider sagen, kann man wie folgt beschreiben: Neubrandenburg liegt am Arsch der Welt und Monckeshof befindet sich mitten in der Ritze! Da, wo es wirklich duster ist, selbst wenn Licht drauf scheint. Nun werden sich einige Leute fragen: „Warum zieht der dann dahin?“ Die Antwort ist ganz einfach: „Ich hatte keine andere Wahl!“ 🙈

Ein kurioses Foto, gemacht aus meiner alten Wohnung in Neubrandenburg
(Typischer Fall von „Glück gehabt!“)

Bevor ich in Neubrandenburg als Einwohner gemeldet war, konnte ich aus Zeit- und Kostengründen genau nur zwei Mal von meiner Heimat aus dorthin fahren. Ein Tag nutzte ich zur Wohnungsbesichtigung und beim nächsten Mal stand schon der Umzug an. Die meisten Wohnungen, die man aus Kostengründen als Student in spe angeboten bekommt, wurden von den Wohnungsgesellschaften in NB als „renovierungsbedürftig“ beschrieben. Als Normalsterblicher finde ich die Beschreibung: „Drecksbuden, die aussehen wie Dresden '45“ passender. Die Wohnung in Monkey Town war die einzige, die einzugsfertig war.💥

Nichtsdestotrotz habe ich dennoch einen Hauch von den Sonnenseiten des Studentenlebens abgreifen können. Insbesondere Mensapartys (inklusive Vorglühen im Wohnheim) und die Treffen mit Kommilitonen in der Stadt, am Campus oder in den jeweiligen Wohnungen habe ich in guter Erinnerung. In diesem Zusammenhang möchte ich eine der coolsten Bars erwähnen, die ich in MV kennengelernt habe: die Konis Cocktailbar.👌Eine Bar im DDR-Flair, bei der es viel Alkohol für wenig Geld gibt, um schnell dicht zu werden. Endlich mal Barbetreiber, die verstanden haben, worauf es ankommt! Ideal für alle Studenten und Alkoholliebhaber (davon gibt es in MV nicht wenig).🍸🍸🍸

Foto einer Tretbootfahrt auf dem Tollensesee (Blickrichtung Kulturpark)

Da die Hochschule in NB eine sehr kleine und familiäre Hochschule ist, gab es mit ein paar Connections noch weitere Möglichkeiten, Privilegien zu genießen. Innerhalb der Hochschule ergaben sich Events wie: wöchentliche Pokerabende (natürlich mit Alkohol), FIFA-Turniere über HD-Beamer (da kannte einer den Hausmeister) und günstige Tanzkurse (mit der Kasse des Vertrauens). Wie es im Wohnheim täglich so ablief und wie es ist, permanent sein Leben mit mehreren Gleichgesinnten zu verbringen, die Erfahrung habe ich leider nie selbst gemacht. Vom Hören und Sagen waren von Freundschaften fürs Leben bis hin zu: „Gott sei Dank bin ich raus aus dem Mistladen“ alles dabei.😆

Das Leben in Neubrandenburg (außerhalb der Hochschule)

Wenn du Ruhe suchst, dann wirst du sie in NB finden. Gerade in Monkey Town habe ich stellenweise ein Leben geführt wie ein Rentner. Mit meiner damaligen Freundin, die stets mindestens eine Katze beherbergen musste, waren meine größten Sorgen außerhalb der Hochschule, ob wir genügend Fusselrollen Zuhause haben. Im Kopf lebte ich lange noch in meiner alten Heimat, mit dem Fokus darauf, wann es wieder zurückgehen wird. Doch dies veränderte sich zum ersten Mal, als sich mein Heimatfußballverein aus dem Erzgebirge vom Spielbetrieb abmeldete. Ich beschloss daraufhin, ein Fußballteam in NB aufzusuchen und dort aktiv zu werden. Eine kluge Entscheidung, die mein persönlicher Dosenöffner zum kulturellen Leben in NB und Umgebung wurde. Das neue Highlight der Woche wurde fortan der Fußball am Wochenende. 💪

Foto vom Kunstrasenplatz auf dem Datzeberg bei Nacht und Nebel

Ich entschied mich für den Verein „Rethra Neubrandenburg“. Ein Verein, der denselben Namen trägt wie das Linienschiff am Tollensesee. Bei Rethra angekommen, ergaben sich zeitnah viele neue Bekanntschaften und später auch Freundschaften. Man kann über den Fußball sagen, was man will. Doch exakt diese Art und Weise, neue Menschen und Möglichkeiten dank des Sports kennenzulernen, sollte mein Leitfaden schlechthin für Mecklenburg-Vorpommern werden. Ich kann jeden, der neu in eine fremde Stadt zieht, nur ans Herz legen, dasselbe zu tun, um Anschluss zu finden. Was hat mir Rethra Neubrandenburg alles ermöglicht in NB? Eine kleine Zusammenfassung: 

• Ich lernte die Umgebung kennen

• Es ergaben sich „Pärchenabende“

• Ich feierte Grillpartys in Schrebergärten

• Ich wurde zu Hochzeiten eingeladen (z.B.: im Sandkrug, war geil!)

• Ich bekam Anerkennung für meine sportlichen Leistungen

• Es entstanden regelmäßige Pokerabende, für die ich heute noch nach NB fahre 

• Ich besuchte mit Freunden die „RuKa“ und das „Koloss“ (Erklärung folgt im Teil 2)

• Ich nahm an einem Drachenbootrennen im Reitbahnsee teil

• und vieles mehr … 

Wappen des SC Rethra Neubrandenburg

Meine größte sportliche Errungenschaft erreichte ich, als das Fußballteam Rethra aus Personalgründen aufgelöst werden musste. Zusammen mit den anderen Übriggebliebenen ging ich zum SV Hanse Neubrandenburg. Dort bekam ich die Möglichkeit, als Torhüter mehrere Spiele in der Landesliga zu absolvieren. Nicht schlecht für einen 1,75m-Knirps mit Übergewicht, oder? Fairerweise muss man sagen, dass das so wahrscheinlich nur in MV funktioniert.😅

Einer meiner Ex-Teamkollegen von Rethra wurde später sogar mein Trauzeuge. Heute bin ich geschieden, habe dafür immer noch Kontakt zu meinem ehemaligen Trauzeugen. Ich kann also mit Fug und Recht behaupten: Der Trauzeuge ist auf jeden Fall treuer als meine Exfrau.😂 Es dauert zwar eine Weile, bevor man mit den Mecklenburgern aus Neubrandenburg Freundschaften schließt, doch wer Freunde aus Neubrandenburg hat, der hat Freunde fürs Leben! Das gilt nicht nur für die Fußballer aus Neubrandenburg. Denn auch so manchen Nachbarn aus Monkey Town bin ich bis heute dankbar. Ich werde sie stets in Ehren halten.

In NB wird jede Feier mit den richtigen Leuten zum Volltreffer. ⚽🍻

Preview:

Im zweiten Teil geht es darum, wo man in NB feiern gehen kann, welche Sehenswürdigkeiten es gibt und wofür die Stadt sonst noch bekannt ist. 😲

Seid gespannt! ✌